Gemälde

Lot-No. 4450

Maria Cyrenius, Südliche Hafenszene

expressive Darstellung eines mediterranen Hafens, welcher fast gänzlich von den gelben, orangenfarbenen und roten Segeln der Fischerboote dominiert wird, das Gemälde stammt von der Hand einer ungewöhnlichen, innovativen Künstlerin – Maria Cyrenius – die ihr ganzes Leben selbstbewusst der Kunst widmete und stets danach trachtete, malerische Konventionen zugunsten einer tief empfundenen, zeitgemäßen Darstellung zu überwinden, zu Lebzeiten hoch geachtet – im regen Austausch mit Cuno Amiet und Max Pfeiffer Watenpuhl stehend – ist die Künstlerin heute zu Unrecht nahezu vergessen, 1917 bemühte sich Johannes Itten um Anstellung Maria Cyrenius in seiner Wiener Kunstschule und schreibt in einem Brief vom 2.2.1917 an die Künstlerin "... Möchte Ihnen nur schnell mitteilen, dass ich Sie als meine Kollegin betrachte und deshalb für Sie das Unterrichtsgeld auf 50 Kr. monatlich ansetze. Auch für den laufenden Monat. In der Hoffnung, dass Sie meinen Vorschlag annehmen, grüsse ich Sie bestens ...", Itten schreibt in einem weiteren Brief an Cyrenius vom 2.9.1918 anerkennend "... Besonders die Beilage freute mich, da ich daraus ersah dass Sie mit aller Kraft dem tiefen unbekannten nahe kommen wollen, und um das höchste Gut stetig ringen. An der Stetigkeit des Ringens erweist es sich ob die Arbeit aus Liebe oder um des Lohnes willen getan wird; aber um des Lohnes willen arbeiten heisst ein Löhnling sein. In des Löhnlings Werk fliesset nie die Kraft des reinen lebendigen Rythmus. Von der Arbeit aus Liebe getan wünschen wir dass Sie nie ende ...", das noch dem Jugendstil verpflichtete Gemälde zeigt schon erste Anklänge des Expressionismus und zeigt den ungewöhnlichen Fokus der Künstlerin, während konventionelle Künstler sicher die malerische Schönheit des Hafens und seiner Baulichkeiten im Bild thematisiert hätten, schildert Cyrenius, fasziniert von deren Leuchtkraft, eine aus bunten Tüchern gestaltete, dynamische "Landschaft" von Segeln der Fischerboote vor dem Blau des Wassers und lässt die architektonische Silhouette der Hafenstadt in den Hintergrund treten, pastose Malerei mit breitem Pinselduktus und leuchtender Farbigkeit, Öl auf Leinwand, wohl um 1906 während ihrer Italienreise entstanden, rechts unten signiert "M. Cyrenius", Craquelure, gering restauriert, Farbplatzer, etwas restaurierungsbedürftig, schön gerahmt, Falzmaße ca. 62 x 77 cm. Künstlerinfo: auch Marie Cyrenius, dt.-österreichische Malerin, Holzschneiderin, Illustratorin, Keramikerin, Emailkünstlerin und Pädagogin (1872 Lockstedt oder Lochstedt bis 1959 Klosterneuburg), früh verwaist, verlebte sie die Kindheit bis 1886 bei der Großmutter, ausgebildet an der höheren Töchterschule Gardelegen bzw. Braunschweig, Schülerin der Haushaltungsschule Bad Harzburg, 1890–92 Ausbildung zur Zeichenlehrerin in Berlin, 1892–94 Privatschülerin des Malers Paul Flickel in Berlin, ab 1898 Weiterbildung bei Ludwig von Herterich in München, ab 1900 in Wien ansässig, hier 1900–03 zunächst Schülerin von Alfred Roller an der Vorbereitungsklasse der Kunstgewerbeschule Wien und ab 1903/04 Schülerin von Rudolf von Larisch und Felician Freiherr Myrbach von Rheinfeld, hier schloss sie Freundschaft zu Helene von Taussig, Magda Mautner-Markhof (verehelichte Grasmayr), Emma Schlangenhausen und Hilde Exner, 1906–07 Reise nach Italien (Rom), 1909–12 mehrere Aufenthalte in Paris und Schülerin der Académie Ranson, zeitweise Aufenthalt in Worpswede, 1910 Schülerin von Cuno Amiet in Oschwand, beschickte ab 1906 Ausstellungen, unter anderem die Wiener Secession, 1914–15 Krankenpflegerin im 1. Weltkrieg, ab 1916 Privatschülerin von Johannes Itten in Wien und Schülerin der Kunstgewerbeschule, 1916 Schülerin der Keramikklasse von Michael Powolny, 1916 Eröffnung eines eigenen Ateliers in Wien, 1918 und 1920–21 Schülerin der Emailklasse von Adele Stark, folgte 1919–20 Johannes Itten ans Bauhaus Weimar und fungierte als Obfrau der Metallwerkstatt, schloss hier lebenslange Freundschaft zu Max Pfeiffer-Watenpuhl, 1921–37 in Wien und Salzburg vor allem als Emailkünstlerin freischaffend und parallel 1923–24 Schülerin von Josef Hoffmann in Wien sowie 1924–37 als Zeichenlehrerin am Salzburger Mädchen-Realgymnasium tätig, ab 1926 österreichische Staatsbürgerschaft, 1926 mit Pfeiffer-Watenpuhl in Ragusa [heute Dubrovnik in Kroatien], 1927 Reise nach Venedig, 1938–59 in Wien ansässig, beschickte in Salzburg die Kunstausstellungen des Sonderbunds österreichischer Künstler, des Salzburger Kunstvereins, des Wirtschaftsverbands bildender Künstler Salzburgs und der Salzburger Künstlervereinigung "Der Wassermann", beschickte ferner Ausstellungen in Wien, München, Paris, Berlin, Leipzig, Bern, Stockholm und Stuttgart, 1898–1911 Mitglied im Verein der Künstlerinnen zu Berlin, Mitglied in der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs und im Österreichischen Werkbund, erhielt diverse Auszeichnungen wie den "Grand Prix" auf der Pariser Weltausstellung 1937, Quelle: Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", AKL, "Käthe, Paula und der ganze Rest", Salzburg-Wiki, Österreichisches Biographisches Lexikon, Volker Wahl "Das Staatliche Bauhaus in Weimar – Dokumente zur Geschichte des Instituts 1919–1926" und Dressler.

Limit:
500.00 €
Acceptance:
16000.00 €

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