Gemälde

Katalog-Nr. 4366

Albert Gliemann, Herrenportrait

Kniestück eines im Louis-Philippe-Sessel sitzenden, eleganten, gesetzteren Herren vor dunklem Grund, spätestens seit seinem Erfolg auf der ersten allgemeinen deutschen und historischen Kunstausstellung zu München 1858 galt der Maler als gesuchter Portraitist und Müller-Klunzinger schreibt 1860 anerkennend über den 37-jährigen: ”... ein talentvoller Schüler von Hübner, lebt zu Dresden und hat sich durch seine Bilder bereits vorteilhaft bekannt gemacht. Man rühmt an ihnen charakteristische Auffassung, hübsche Anordnung und schöne Durchführung.”, Gliemann fertigte vorrangig herrschaftliche Damenportraits, wie 1852 das Portrait der Großherzogin von Toscana Maria von Sachsen und 1855 das Bildnis der Augusta Sahrer von Sahr, es sind in seinem Oevre jedoch auch wenige Bildnisse hochrangiger männlicher Persönlichkeiten, wie der sächsischen Könige vertreten, hierzu vermerkt rückblickend 1879 Carl Claus der dem Künstler ”energisches Vorwärtsstreben und ungewöhnliches Talent” bescheinigte: ”In Dresden war er Jahre lang der gesuchteste Portraitmaler und namentlich auch für den Hof viel beschäftigt. Ein von ihm gemaltes lebensgroßes Bildniß des Königs Johann schmückt die Aula der Universität Leipzig.”, neben dem erwähnten Bildnis von König Johann fertigte er laut Boetticher im Auftrag von König Johann 1861 auch ein posthumes Ganzfigurenportrait des sächsischen Königs Friedrich August II., dass Gliemann auch internationale Ausstrahlung besaß, beweist das um 1870 entstandene Bildnis des jugendlichen New Yorker Rechtsanwaltes James Talmadge van Rensselaer, dass der aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Künstler eine derartige Karriere hinlegte, war in erster Linie seinem Talent und unermüdlichem Fleiß zu verdanken, auf Grund wirtschaftlicher Not erst mit 22 Jahren zum Studium gelangt, endete das Leben des Künstlers bereits mit 48 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere, so war es ihm vergönnt, nur wenige, dafür um so trefflicher gemalte Werke zu hinterlassen, der im vorliegendem Portrait Dargestellte erinnert an den französischen Kaiser Napoleon III. (1808–1873), ob der nachweislich in Paris weilende Künstler mit diesem Gemälde ein Bildnis des Monarchen schuf oder der etwa 60-jährige Herr hinsichtlich Bart- und Haarmode der Zeit nur Ähnlichkeiten aufweist, bleibt weiterer Forschung vorbehalten, das Bildnis besticht durch seine kultivierte akademische Malerei, das genaue Studium der Physiognomie des Portraitierten, die feinst erfasste Stofflichkeit und das trefflich wiedergegebene Inkarnat, lasierende Portraitmalerei mit sehr schönem Licht, Öl auf Leinwand und Keilrahmen, links unten unscheinbar signiert und datiert ”Gliemann (18)68”, unrestaurierter Originalzustand, minimale Craquelure, Fehlstellen in der Leinwand, restaurierungsbedürftig, Provenienz: stammt laut Vorbesitzerangabe möglicherweise aus Schloss- bzw. Rittergutsbesitz des nördlichen Vogtlandes, ungerahmt, Maße 109,5 x 88 cm. Künstlerinfo: eigentlich Philipp Albert Gliemann, dt. Bildnis- und Genremaler (1822 Wolfenbüttel bis 1871 Dresden), Kindheit in Braunschweig, musste seinen Vater, der als Maler für die Lackwarenfabrik Stobwasser tätig war, früh bei der Arbeit unterstützen, studierte ab 1844 an der Akademie Dresden, hier um 1847 Atelierschüler von Julius Hübner (1806–1882), anschließend freischaffend in Dresden, unternahm Studienreisen nach Paris und Antwerpen, schuf zunächst Historien- und Genrebilder, ab 1853 zunehmend Hinwendung zur Portraitmalerei, tätig in Dresden, Quelle: Thieme-Becker, Müller-Klunzinger, Seubert, Müller-Singer, Boetticher, Saur, Detlef Richter ”Stobwasser, Lackkunst aus Braunschweig” und ”Allgemeine Deutsche Biographie”.

Limit:
480,00 €

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