Gemälde

Lot-No. 4439

Prof. Eugen Bracht, ”Ruine Manderscheid i. d. Eifel”

Bracht unternahm 1877 eine Studienreise nach Rügen, um sich motivisch, aber auch maltechnisch weiter zu entwickeln, der sonst stets im Atelier seine Ölgemälde ausführende Künstler sammelte auf Rügen erstmals Erfahrungen in der Pleinairmalerei, die er in den folgenden Jahren allerdings nicht weiter verfolgte, erst ab Herbst 1904 entdeckte der Künstler die unmittelbar vor der Natur entstandene Malerei erneut und sie wurde fortan ein wichtiger Bestandteil seines Œuvre, zu diesem Zwecke musste Bracht von seinen sonst üblichen akkuraten wie langwierigen Malstil abweichen, um das Gesehene und die Stimmung in einem in kürzester Zeit vor der Natur entstandenen ”fertigen Bild” festzuhalten, fand er zu einer zügigen Alla-Prima-Malerei mit breitem Pinselduktus und begrenzte sein Format, Bracht bemerkt in einem Brief vom 24.1.1905 an seine Tochter Toni zu derartigen Freiluftmalereien im Winter 1904/05 ”... Ich habe mit kolossaler Freude gemalt und schließlich zu Wege gebracht, trotz rasender Kälte & eisigen Winden, gefrorener Farbe etc. in jeder Sitzung ein Bild fertig zu bekommen.”, die Resultate seiner Freiluftmalerei würdigt Bracht als ”von grösserer Frische und Unmittelbarkeit”, die sich auf diesem Wege angeeignete Malweise mit lockerem Pinselduktus sollte später auch in seinen Ateliergemälden Anwendung finden, auch das vorliegende Gemälde ”Ruine Manderscheid i. d. Eifel” dürfte in einer Sitzung vor Ort entstanden sein, der Künstler suchte wiederholt in der Eifel seine malerischen Sujets, so entstand bereits 1880 sein Gemälde ”Schloß Lissingen in der Eifel” und Großkinsky schreibt für 1908 ”...wählte er Manderscheid in der Südeifel und Kalterherberg am Südrand des Hohen Venn als Exkursionsziele der Jahre 1908 und 1909.”, für unser Gemälde fand der Künstler einen ungewöhnlichen Standpunkt inmitten des kleinen Flüsschens Lieser, welches die beiden Manderscheider Burgen scheidet und lässt den Blick des Betrachters vom Fluss über bunt gefärbte Herbstwälder zum majestätisch, auf hohem Fels thronenden, ruinösen Bergfried wandern, dem Gemälde ist die Eile der Entstehung anzusehen und doch offenbart sich in ihm die Meisterschaft des Impressionisten, der mit wenigen breiten, flott hingeworfenen pastosen Pinselhieben das Wesentliche – die Erhabenheit und die warme Herbststimmung des Motivs – einzufangen wusste, hierzu bemerkt Großkinsky: ”Bracht konnte in Dresden nicht nur ungehindert seine künstlerischen Ziele verfolgen, sondern fand auch in Gotthard Kuehl einen Kollegen, dessen Erfahrungen im Umgang mit der Freilichtmalerei ihm förderlich waren und dessen Arbeiten ihm nachhaltig beeinflußten. ..., der pastoser werdende Farbauftrag als auch die impressionistische Pinselführung können auf die Auseinandersetzung mit dem Kollegen zurückgeführt werden. ... Die Zeit von Januar 1902 bis Sommer 1919 in Dresden, ... gestaltete sich zum Höhepunkt seiner (Brachts) künstlerischen Laufbahn.”, Öl auf Leinwand, links unten signiert und datiert ”Eugen Bracht 1908”, rückseitig auf der Leinwand betitelt und nummeriert ”Ruine Manderscheid i. d. Eifel – 1290”, unscheinbar farbschwundrissig, minimale Craquelure, gering restauriert, in altem Stuckrahmen (bestoßen) gerahmt, Falzmaß ca. 65 x 57 cm. Künstlerinfo: eigentlich Eugen Felix Prosper Bracht, dt. Maler und Graphiker (1842 Morgens/Schweiz bis 1921 Darmstadt), ab 1850 in Darmstadt, hier Schüler von Friedrich Frisch und Karl Ludwig Seeger, auf Protektion von Johann Wilhelm Schirmer ab 1859 Studium an der Kunstschule Karlsruhe, 1860 Sommeraufenthalt mit Hans Thoma und Emil Lugo im Schwarzwald, 1861–64 Schüler von Hans Gude in Düsseldorf, 1864–70 kaufmännische Ausbildung zum Wollhändler im belgischen Verviers, 1870–75 zeitweise als selbständiger Wollhändler in Berlin tätig, 1875–77 wieder Schüler von Hans Gude in Karlsruhe, 1880–81 mit Carl Coven Schirm und Adolf von Meckel Studienreise durch Syrien, Palästina und Ägypten, weitere Studienaufenthalte im Orient, in Paris, an der Riviera, im Riesengebirge, der Lüneburger Heide und auf Rügen, ab 1882 Dozent und ab 1884 Professor an der Akademie Berlin, ab 1900 Mitglied der Akademie Dresden, 1901 Ernennung zum Geheimen Hofrat und 1918 zum Geheimen Rat durch den Sächsischen König, 1901–1919 Dozent an der Akademie Dresden, ab 1919 Ruhestand in Darmstadt, Mitglied der Dresdner Künstlergruppe ”Zukunft” und der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, ab 1912 Mitglied der Paläontologischen Gesellschaft, Ehrenmitglied der Akademie München, Quelle: Thieme-Becker, Dressler, Großkinsky ”Eugen Bracht 1842–1921. Landschaftsmaler im wilhelminischen Kaiserreich.” und Wikipedia.

Limit:
1500.00 €

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