Gemälde

Katalog-Nr. 4465

Prof. Louis de Silvestre, Werkstatt, Bildnis August der Starke

Brustbildnis des sächsischen Kurfürsten August I. von Sachsen, genannt ”der Starke”, als König von Polen-Litauen August II. (1670–1733), Darstellung des Herrschers mit üppiger Allongeperücke in Rüstung und Hermelinmantel mit dem Orden vom Goldenen Vlies und der Schärpe und dem Bruststern des Ordens vom Weißen Adler vor dunklem Grund, das Gemälde entspricht voll und ganz dem Typus eines barocken, absolutistischen Herrscherportraits, es geht zurück auf ein großformatiges Ganzfigurenbildnis von der Hand Louis de Silvestres aus dem Jahre 1723, ”König August II. von Polen mit Diener und Negerknaben”, das in Varianten mehrfach existiert und das den Herrscher, in voller Rüstung und mit Marschallstab in der rechten Hand, vor weiter Landschaft mit Kavallerie zeigt, der vorliegende Ausschnitt aus besagtem Gemälde konzentriert sich unter Weglassung von Staffagefiguren und Hintergrundlandschaft gänzlich auf das Antlitz des Regenten, dieses Bildnis August des Starken prägte, neben einigen wenigen anderen Bildnissen von Louis de Silvestre, maßgeblich die heute geläufige visuelle Überlieferung vom Aussehen des sächsischen Kurfürsten und polnisch-litauischen Königs, dabei ist der Detailtreue de Silvestres durchaus zu vertrauen, so ist durch eine erhalten gebliebene Quittung belegt, dass sich Silvestre Rüstungen vom sächsischen Hof auslieh – um typisch für die Zeit – die Robe des Herrschers so genau als irgend möglich wiederzugeben, um schließlich das Gesicht nach authentischen Gemälden bzw. bei einer Portraitsitzung ins vorbereitete Gemälde einzufügen, 1733 vermerkt also besagte Quittung ”Daß auf Sr. Königl. Hoheit des Churfürsten zu Sachsen ... allergnädigsten Befehl ... von der Churfürstl. Sächs. Rüst Cammer alhier, Ein blanck eiserner Streiffen weise geetzter und etwas vergoldeter Frey Tournier Curass, als Rück- und Brust-Stücke, Ringkragen, Armzeuge ... um einige Portraits danach zu mahlen, dato richtig verabfolget worden ... (an) Louis Silvestre”, dabei passt die Beschreibung der entliehenen Objekte durchaus auf die in unserem Gemälde wiedergegebenen Rüstungsteile, wenngleich auch Louis de Silvestre das vorliegende Motiv direkt oder modifiziert auf Grund der großen Nachfrage als Kanzleibild mehrfach eigenhändig ausgeführt haben wird, dürfte es sich bei unserem Gemälde, wie uns Prof. Dr. Harald Marx (langjähriger Direktor der Staatlichen Galerie Alte Meister Dresden und Autor einer profunden Monographie zu Louis des Silvestre) nach Inaugenscheinnahme unseres Gemäldes freundlichst bestätigte, um eine Werkstattarbeit nach Silvestre handeln, hierfür spricht unter anderem die fehlende Detailtiefe und solide, doch routinierte Ausführung der Malerei, welche die sonst gewohnte malerische Handschrift Louis de Silvestres und die direkte Anschauung des Modells vermissen lässt, Prof. Marx führt in seiner Monographie unter Katalognr. 12–17 mehrere Portraits August des Starken von der Hand Louis de Silvestres, seiner Werkstatt und späterer Kopisten an, wobei in Katalognummer 15 die Vorlage für unser Gemälde erkennbar ist und unter 16a und 16b unserem Gemälde ähnliche Kopien vorgestellt werden, auch das Museum Burg Stolpen zeigt ein nicht autorisiertes Gemälde des Sächsischen Kurfürsten mit unserem Motiv, weitere Varianten finden sich unter anderem in St. Petersburg, als Kopisten unseres Gemäldes kommen engste Familienmitglieder des Künstlers in Frage, so schreibt Prof. Marx: ”Im Atelier Silvestres scheint auch beinahe seine ganze Familie beschäftigt gewesen zu sein. Das liegt ja nahe, wenn wir daran denken, daß Silvestre, wie auch seine Frau Marie-Catherine, aus großen Pariser Künstlerfamilien stammten, wo es schon Tradition war, daß die Kinder den Beruf des Vaters, oder doch einen ganz verwandten Beruf ergriffen. So hören wir von Silvestres Frau, daß sie Kopien nach den Werken ihres Mannes verfertigt habe. Sein Sohn François Charles wurde nach dem Weggang des Vaters Direktor der alten Dresdener Malerakademie und von seiner Tochter Marie schreibt (Roger Armand) Weigert: ”Marie von Silvestre, die Tochter des Künstlers, ... könnte genauso an der Serienproduktion von Kopien nach Bildnissen August II. und August III. teilgenommen haben.””, effektvolle, lasierende, teils minimal pastose Bildnismalerei, Öl auf Leinwand, wohl unsigniert, der Künstler signierte eigenhändige Werke bzw. Werkstattarbeiten mit hohem Eigenanteil meist auf der Rückseite, auf Grund der vorliegenden Doublierung des Gemäldes kann die Frage nach einer etwaigen Signatur auf der Gemälderückseite nicht beantwortet werden, Craquelure, gering restauriert, in alter Leiste gerahmt, Falzmaß ca. 82 x 64 cm, wir danken Prof. Dr. Harald Marx für die freundlichen Hinweise zum Gemälde. Werkstatt des Louis de Silvestre in Dresden: Louis Silvestre (1675 Sceaux bis 1760 Paris), 1741 durch König August III. geadelt und Louis de Silvestre genannt, Ausbildung bei seinem Vater Israël Silvestre, später bei Charles Le Brun und Bon Boullogne an der Königlichen Akademie Paris und auf Studienreisen nach Rom (hier Förderung durch Carlo Maratti) und nach Venedig, 1716 auf Einladung des sächsischen Kurfürsten Übersiedlung nach Dresden, hier zunächst ”Erster Maler des Königs” und nach dem Tod von Heinrich Christoph Fehling (1654–1725) zum Oberhofmaler ernannt, 1727 Ernennung zum Direktor der Dresdner Malerakademie, schuf in Dresden, wo er bis 1748 weilte, zahlreiche Gemälde und Innendekorationen für August den Starken, seinen Sohn August II., den Grafen Brühl und den sächsischen Hochadel, um das enorme Arbeitspensum zu meistern, unterhielt Louis de Silvestre einen umfangreichen Werkstattbetrieb, dem unter anderen seine künstlerisch ausgebildete Ehefrau Marie-Catherine geborene Hérault (1780–1743), seine Tochter Marie-Maximilienne (1708–1797), sein Sohn François Charles (1712–1780) und wohl auch zumindest zeitweise Adam Friedrich Oeser (1717–1799) und Andreas Möller (1684–nach 1752) angehörten, darüber hinaus überarbeitete Silvestre bzw. seine Werkstatt Gemälde anderer Künstler, wie François de la Croix, Gedeon Romandon oder Giovanni Battista Pittoni, um sie den geänderten Repräsentationswünschen ihrer Auftraggeber anzupassen, Quelle: Thieme-Becker, Harald Marx ”Die Gemälde des Louis de Silvestre” und Wikipedia.

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Zuschlag:
15000,00 €

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